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 was mir gefällt / die Börse...
Wie bin ich ans Spekulieren gekommen? So ganz freiwillig nicht.
Im Jahre 1984 wurde den Mitarbeitern der Nixdorf Computer AG angeboten, maximal 30 Vorzugsaktien zu zeichnen.

Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch nie etwas mit Aktien zu tun gehabt. Bei Aktien dachte ich deshalb an Risiko und Verlust. So zögerte ich auch mit dem Ausfüllen des Antrags zum Kauf der Mitarbeiteraktien.
Kurz vor Ende der Zeichnungsfrist war ich einer der wenigen in unserer Abteilung, die den Kauf noch nicht unterzeichnet hatten. Immer mehr Kollegen motivierten mich, doch die Aktien abzutreten. Irgendwann machte es klick und ich kam zur Überzeugung: wenn alle meinen Anteil haben wollen, muss sich der Kauf doch lohnen. Ich kaufte schließlich selbst die Aktien.
In den kommenden Jahren stieg die Aktie kräftig und ich machte über 100% Gewinn. Die ersten positiven Erfahrungen mit Aktien waren gemacht.
Mit diesen positive Erfahrungen kaufte ich mir Börsenmagazine und versuchte mehr über Aktienhandel und Auswahl der Papiere zu lernen. Schließlich versuchte ich, auf eigene Faust Aktien zu kaufen. Das war ziemlich stressig, weil ich natürlich jeden Tag die Kurse und Nachrichten verfolgte, um rechtzeitig zu reagieren.
Nachdem es einige Zeit ganz gut lief, versuchte ich es mit Optionsscheinen. Damit soll man schneller Gewinne machen können (ich wurde langsam gierig und blind fürs Risiko). Optionsscheine haben eine Hebelwirkung - das heißt, wenn die Aktie um einige Prozent steigt, kann der Optionsschein je nach Hebel 50%, 100% oder auch mehr zulegen. Das gleiche gilt aber auch für die andere Richtung. Zudem haben die Optionsscheine eine begrenzte Laufzeit - das heißt, man kann bei Abrutschen in die Verlustzone nicht warten, bis sich die Kurse wieder erholen.
Mit Optionsscheinen habe ich dann alle Höhen und Tiefen durchlebt: Anfangs hatte ich einige Optionsscheine auf den Dollar, die in wenigen Wochen 50% oder mehr Gewinne brachten.
Dann verließ mich das Glück: Ich legte mir einen Optionsschein ins Depot, der mir zeigte, dass es auch in die andere Richtung gehen kann:
In einem Börsenmagazin wurde ein Optionsschein von Conti zum Kauf empfohlen. Ich investierte etwa 5000,-DM. Mit einer Restlaufzeit von nur einem halben Jahr hat mir dieser Schein einige unruhige Nächte bereitet. Trotz guter Nachrichten und Empfehlungen, den Schein zu halten, schrumpfte er weiter. Kurz vor Ende der Laufzeit war der Posten nur noch wenige DM Wert - auf deutsch: Totalverlust.
Diese Erfahrung war schmerzlich, aber wichtig, um wieder zurück auf den Boden der Realität zu kommen.

Erkenntnisse:
  • die Börse ist keine Einbahnstraße zum Reichtum
  • es wird auch nicht zum Kauf oder Verkauf geläutet
  • viel hin und her macht Taschen leer
  • mit Optionsscheinen kann man mehrere 100% Gewinn machen,
    aber nie mehr als 100% Verlust - tolle Sache
Nach diesen Erfahrungen widmete ich mich der technischen Analyse - das heißt, Charts zeichnen und über Indikatoren Kauf- und Verkaufsignale herausfinden. Ich besorgte mir Literatur mit der Beschreibung der unterschiedlichen Indikatoren. Als Softwareentwickler fasste ich den Entschluss, mir ein Analyseprogramm mit automatischem Abgleich und Anzeige der Indikatoren zu programmieren. Siehe folgendes Bild:
Das nebenstehende Bild zeigt den Verlauf des Dollarkurses (weiß) mit Unterstützungs- und Begrenzungslinien.

Darunter sind 6 unterschiedliche Indikatoren. Der Übergang rot-grün heißt kaufen, grün-rot heißt verkaufen.

Aber auch hier gilt: eine Schwalbe macht noch keinen Sommer. Das heißt, je mehr Indikatoren den gleichen Wechsel anzeigen, desto sicherer ist die Prognose.
Das Programm hinderte mich zwar nicht daran, den einen oder anderen Posten mit Verlust zu verkaufen. Unterm Strich blieb ich aber im Plus.
Die letzte Aktion, die ich auf Drängen der Kollegen gestartet habe, war ein gläsernes Depot in unserer Abteilung. Ich eröffnete ein separates Depot mit einer Einlage von 20000,-DM. Mit diesem Geld habe ich gearbeitet, ohne neues nachzuschießen. Nach etwas über 2 Jahren hatte das Depot über 40000,-DM.
1997 flatterte dann die Baugenehmigung ins Haus und ich habe das Geld komplett herausgezogen und ins eigene Heim gesteckt.
Ende 1998 habe ich mit 10000,-DM erneut spekuliert. In Lukoil zum Beispiel (zu dem Zeitpunkt größter russischer Ölkonzern). Kaufkurs Ende 1998: 12,5 Euro. Im August 2000 habe ich die Hälfte für 72,0 Euro verkauft. Als der Kurs bröckelte, verkaufte ich Ende Januar 2002 den Rest für 68,0 Euro.
Im Oktober 2002 sah es für die restlichen Werte im Depot ziemlich mau aus. Lukoil stand übrigens bei 65 Euro - gute Entscheidung, den Wert zu verkaufen.
Zur Zeit (2007) hat das Depot einen Wert von über 20000 Euro (über 40000,-DM) - das entspricht einer durchschnittlichen Verzinsung von über 16% im Jahr. Das verdanke ich Mitarbeiteraktien von Siemens und später Wincor-Nixdorf.
Wer einmal erfolgreich spekuliert hat, bleibt dabei. Wie heißt es so schön: Die Katze lässt das Mausen nicht.
Übrigens: Freizeitpark / Achterbahnen und Börse haben einiges gemeinsam:
den Nervenkitzel, ständiges auf und ab - vielleicht mag ich deswegen beides.
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